Spontane Mistelaktion

Nachdem vier Kellerfreunde am 2. Adventswochenende am Grundkurs des Ausbildungslehrgangs zum „Zertifizierte*r Landschaftsobstbaumpfleger*in“ teilgenommen hatten, kam ihnen auf der Heimfahrt eine spontane Idee: Da dringend etwas gegen den Mistelbefall in unseren Streuobstwiesen getan werden muss einigte man sich, die Angelegenheit schnell anzugehen. Noch in der kommenden Woche sollte der erste Beschnitt am Sommerberg vonstattengehen.

Und da wir uns gerade in der Adventszeit befinden und viele auf der Suche nach Mistelzweigen sind, wurde die Idee weitergesponnen: wir legen die schönsten Misteln im Ort kostenlos aus, wer will, kann sich gern bedienen! Da sich als Platz der Bereich vor dem Kindergarten anbot, kam die dritte Idee: wer möchte, kann auch eine kleine Spende zugunsten des Kindergartens geben.

(Hinweis: Im Advent werden Mistelzweige häufig über Eingängen und Türen aufgehängt. In den USA und in Teilen Europas ist es üblich, dass sich zwei Menschen, die darunter stehen, küssen. Man sagt auch: Wird eine Frau, die unter einem Mistelzweig steht, nicht geküsst, wird sie im nächsten Jahr auch nicht heiraten.)

Nach eineinhalb Tagen war es soweit, knapp 50 Mistelzweige hatten einen Abnehmer gefunden, kein einziger blieb übrig! Die Kellerfreunde stockten die Spendensummen noch ein wenig auf und so konnten wir letztendlich der Leiterin des Kindergartens, Andrea Heinz, 150 Euro zur Anschaffung von Spielzeug übergeben werden.

Eine gelungene Aktion, bei der es nur Gewinner gab!




Mistelbekämpfung in Streuobstwiesen


Problematik

An Obstbäumen, vor allem im extensiv genutzten Streuobst, ist der zunehmende Befallsdruck dieses Halbschmarotzers problematisch. Befallen werden vor allem Apfelbäume, aber auch andere Obstarten wie Birne, Kirsche, Pflaume oder Walnuss, Haselnuss und Eberesche sind betroffen.

Ein befallener Baum mit vielen Misteln

Misteln schwächen den Wirtsbaum

Misteln entziehen mit ihren Saugwurzeln dem Baum Wasser und Nährstoffe. Auch wenn sie teils selbst Photosynthese betreiben, schwächen sie den Wirtsbaum und tragen dazu bei, dass dieser früher absterben kann. Wird die Mistel an Altbäumen nicht frühzeitig durch Schnittmaßnahmen reduziert, breitet sie sich schnell auch an jungen Bäumen aus, was es zu verhindern gilt.

Aktuelle Situation

Während die Laubholz-Mistel in früheren Zeiten eine verehrte und wertvolle Pflanze war, stellt sie heute eine Gefahr für Streuobstbestände dar. Sie hat sich in den letzten Jahrzehnten insbesondere in Süd- und Mitteldeutschland stark ausgebreitet. Mangelnde Pflege der Obstbäume, gute Nährstoffversorgung und das zunehmend warme Klima begünstigen die Ausbreitung der Mistel.

Entgegen der landläufigen Meinung stehen Misteln nicht unter Schutz, lediglich das gewerbliche Sammeln und Verkaufen bedarf einer behördlichen Genehmigung.

Misteln sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche (mit Blüten) und weibliche Pflanzen (mit Beeren), die bis zu 70 Jahre alt werden können.

Bekämpfung

Die effektivste Bekämpfungsmethode ist der Schnitt. Dabei sollten die Äste und Zweige mit Mistelbefall, möglichst bis ins gesunde Holz abgeschnitten werden. Am besten wird dabei auf einen nicht befallenen Ast abgeleitet. Bei dickeren Ästen (z.B. Leitästen, oder der Stammverlängerung) würde der Baum durch die große Wunde Schaden nehmen. Hier bleibt lediglich die Möglichkeit, die Mistel auszubrechen oder an der Entstehungsstelle abzuschneiden. Bei jungen Bäumen können die Mistelansatzstellen ausgeschnitten und mit Lehm oder Wundverschlussmittel versorgt werden.

Der Baum ist nach dem Beschnitt von allen Misteln befreit

Ausblick

Die Mistel trägt stark zum Niedergang unserer ökologisch wertvollen Streuobstbeständen bei und muss daher massiv bekämpft werden. Dabei fördert ein regelmäßiger Obstbaumschnitt die Vitalität und die Baumgesundheit und somit den Erhalt der Arten- und Sortenvielfalt. Auch Infektionsherde auf Pappeln und Weiden sollten künftig stärker reduziert werden.


(Auszug aus „Mistelbekämpfung in Streuobstwiesen“, ein Flyer des LPV Miltenberg e.V.)

Weiterführende Infos: www.lpv-miltenberg.de

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